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Leistbare Gesundheit & Wohlbefinden PT.01

Das diesjährige Europäische Forum Alpbach hat als Hauptthema „Freiheit und Sicherheit“ gewählt. Im Rahmen des Forums „die Gesundheitsgespräche“ (18.-20. August 2019) wurde die wachsende Ungleichheit als Problem in der Gesellschaft, insbesondere für Gesundheit bzw. Gesundheitswesen diskutiert.

Österreich gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Die Gesundheitsausgaben sind im internationalen Vergleich im höheren Bereich (10,3 % vom Bruttoinlandsprodukt). Doch auch ein derart hoch entwickeltes Gesundheits- und Sozialsystem mit praktisch universellem Zugang schafft noch keine „Gleichheit“, was die Gesundheit angeht.

Auch im Rahmen unseres 25-Jahr-Jubiläums wurde mit dem Vortrag zum Thema „RWO-SHR und SEA ENERGE: für mehr Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit“ versucht, dieses Sozialthematik unserem Publikum näher zu bringen. Aus aktuellem Anlass fassen wir hier ein paar aktuelle Infos und Lesetipps zu diesem Thema zusammen.



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Wissenschaftlich belegt ist, dass weniger das Verhalten, sondern vielmehr die Verhältnisse unsere Gesundheit beeinflussen. Demnach sind etwa Bildung, Wohnumfeld, Arbeitsbedingungen, Einkommen, Verkehrssituation, welche Nahrungsmittel zu welchen Preisen angeboten werden und die Qualität der sozialen Beziehungen die relevantesten Faktoren für das menschliche Wohlergehen.

Der Psychologe und Sozialexperte der Diakonie sowie Mitbegründer der Armutskonferenz Martin Schenk fasst folgende 4 Dimensionen zusammen, die eng miteinander verwoben sind:

1. Die Unterschiede in den gesundheitlichen Belastungen wie schimmelige Wohnung, belastende Arbeit, Prekarität, Luft- und Lärmbelastung, Stress und

2. Unterschiede in den Ressourcen zur Bewältigung von Problemen wie Handlungsspielräume, Anerkennung, soziale Netzwerke und Bildung.

3. Hinzu kommen Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung mit Krankenversicherung, Selbstbehalten, Wartezeiten, Zugänglichkeit zu Fachärzten und

4. schließlich Faktoren wie Ernährung, Bewegung, Schlaf etc.

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„Der Unterschied in den gesundheitlichen Belastungen“ wie auch „die Unterschiede in den Bewältigungsressourcen“ zwischen Bevölkerungsgruppen mit „unterschiedlichem sozialen Status“ wiegen laut Martin Schenk schwerer als „die Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung“ und sind mit den Unterschieden im Gesundheits-/Krankheitsverhalten tief verwoben.Das gesellschaftliche Umfeld hat mindestens den gleichen Effekt auf die Gesundheit wie Bewegung, Ernährung und (Nicht-)Rauchen.

Wie verwoben Belastungen, Ressourcen und Gesundheitsverhalten sind, zeigt die folgende Abbildung. Sie weist auch auf den dominanten Weg, der von den Unterschieden in Wissen, Macht, Geld und Prestige zu den Unterschieden in Krankheit und Sterblichkeit führt.


Zusammenhänge zw. sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit (Schenk 2018; Rosenbrock 2006)

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Bei der Definition von (manifester) Armut wird ein geringes Einkommen mit einer bedrückenden Lebenssituation verknüpft. Armut ist relativ. Denn sie setzt sich stets ins Verhältnis, egal wo. Sie manifestiert sich in reichen Ländern anders als in Kalkutta (Indien). Menschen, die in Österreich von 600 Euro im Monat leben müssen, hilft es wenig, dass sie mit diesem Geld in Kalkutta gut auskommen könnten. Die Miete ist hier zu zahlen, die Heizkosten hier zu begleichen, und die Kinder gehen hier zur Schule.

Sozial speziell unter Druck und damit auch gesundheitlich belastet sind in Österreich laut Schenk vor allem 4 Gruppen:

1. Junge Familien,

2. Menschen mit hohen Belastungen durch das Wohnen,

3. chronisch Kranke ab dem 40. Lebensjahr mit Einkommensausfällen sowie

4. ältere Arbeitslose in den Altersgruppen über 50.

Armut ist eine der existenziellsten Formen von Freiheitsverlust. Armut ist nicht nur ein Mangel an Gütern, sondern immer auch ein Mangel an Möglichkeiten; z.B. die Verfügbarkeit über (Wohn-)Raum und Zeit, in Armut kann man sein Gesicht vor anderen verlieren. Ein Faktor ist auch die Freiheit zu haben, sich von Alltagsbelastungen zu erholen. Die sogenannte Managerkrankheit mit Bluthochdruck und Infarktrisiko tritt bei Armen dreimal so häufig auf wie bei den Managern selbst. Nicht weil die Manager weniger Stress haben, sondern weil sie die Freiheit haben, den Stress zu unterbrechen.

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Quelle:
# Medinlive - Ärztekammer für Wien: Alpbacher Gesundheitsgespräche - Armut macht krank (20.08.2019);
# Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin News 17/12, Martin Schenk - Armut kann Ihre Gesundheit gefährden;
# Medonline.at: Armutskonferenz - Arm und krank: Studie der Armutskonferenz (18.08.2015);
# Netdoktor.at: Lisa Mayr - Armut geht unter die Haut;
# Der Standard: Günther Brandstetter - Das größte Gesundheitsproblem heißt Armut (21.08.2017);
# Kinderarmut und Gesundheit. Soziale Ungleichheit geht unter die Haut, In: Fürstaller et al: Vielfalt in der Elementarpädagogik. Theorie, Empirie und Professionalisierung. Kinderarmut und Gesundheit - Soziale Ungleichheit geht unter die Haut (Martin Schenk,2018);
# RWO-SHR: Vortrag: RWO-SHR und SEAENERGE: für mehr Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit“ (P.h. Chen, 2018)

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