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Lancet Countdown on Health und Climate Change
Die Corona-Pandemie hat die medizinischen, die gesellschaftlichen und auch die wirtschaftlichen Folgen einer globalen gesundheitlichen Krise deutlich vor Augen geführt. Die Krise zeige aber auch, wie wichtig weltweite wissenschaftliche Zusammenarbeit und entschlossenes politisches Handeln bei der Krisen-Bewältigung sind. Die gute Nachricht ist, dass Jede/r etwas tun kann.
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Klimawandelprognosen sagen nicht nur schwerwiegende Folgen für die Umwelt, sondern auch potentiell katastrophale Risiken für die menschliche Gesundheit voraus.
Extremwetterereignisse, steigende Temperaturen bzw. anhaltende Hitzeperioden oder die Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch die geänderten Klimabedingungen sind Beispiele dafür.
Es geht also nicht nur um die Abfederung der Folgen des Klimawandels, sondern auch um die Erhaltung und die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit.
Laut dem Lancet Countdown haben die Klimaveränderungen "weltweit bereits zu erheblichen Verschiebungen der sozialen und ökologischen Determinaten von Gesundheit geführt".
Sämtliche Indikatoren, welche der Lancet Countdown zu den Auswirkungen des Klimawandels, seinen Gefahren und Vulnerabilitäten verfolgt, haben sich verschlechtert.
Das Pariser Klimaabkommen wurde vor fünf Jahren von fast allen Ländern weltweit unterzeichnet. Darin verpflichten sich diese Länder die Erderwärmung auf "deutlich unter 2° C" zu begrenzen.
Heute muss leider festgestellt werden, dass auch in den letzten fünf Jahren die globalen CO2 Emissionen weiter angestiegen sind. Mittlerweile ist die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1,2° C angestiegen.
Seit 2015 waren sogar die heißesten Jahre seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen.
Der Klimawandel wirkt sich umfassend auf Ökosysteme aus, was im Gegenzug der menschlichen Gesundheit zusätzlich schadet. Wieder einmal stellt sich heraus, dass nicht alle Menschen gleich vom Klimawandel betroffen sind,
vielmehr sind es vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen, die gesundheitlich am stärksten, z.B. unter Hitzewellen, zu leiden haben.
Laut dem Lancet Countdown ist in den vergangenen 20 Jahren die Mortalität, die mit Hitze verbunden ist, bei Menschen über 65 Jahren um 53,7% gestiegen, was 2018 zu 296.000 Todesfälle führte (Indikatoren 1.1.2 und 1.1.3).
Das ist ein hoher Preis an menschlichen Leben und Leiden, der auch Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung hat. So wurden 2019 mehr als 302 Milliarden Stunden potenzieller Arbeitskraft eingebüßt (Indikator 1.1.4).
Der Klimawandel bedroht auch die globale Ernährungssicherheit, da der Ertrag der wichtigsten Feldfrüchte rückläufig ist. Der mögliche Ertrag der wichtigsten Feldfrüchte sank zwischen 1981 und 2019 um 1,8 bis 5,6% (Indikator 1.4.1).
Gleichzeitig sind Infektionskrankheiten wie Dengue und Malaria auf dem Vormarsch, da sich die klimatischen Bedingungen für deren Überträger verbessert haben. Z.B. im Jahr 2018 stiegen allein die Erkrankungen am Dengue Fieber,
das von der Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen wird, um 15%. Außerdem gibt es regionale Zunahmen von Malaria und Vibrio-Bakterien (Indikator 1.3.1).
Gleich in mehrfacher Hinsicht gesundheitsschädlich ist die Verbrennung von Kohle. Die Gesundheitsbelastung ist erheblich - jedes Jahr sterben mehr als eine Million Menschen infolge der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke,
und rund 390.000 dieser Todesfälle waren 2018 auf Feinstaub zurückzuführen (Indikator 3.3). Auch übermäßiger Fleischkonsum belastet mit der Tierhaltung nicht nur das Klima, sondern ist ebenfalls ursächlich für vorzeitige Todesfälle.
Die im Lancet Countdown 2020 vorgestellten Indikatoren deuten darauf hin, dass einige der bedeutendsten Fortschritte sich in der weltweit wachsenden Dynamik des Engagements der Gesundheitsberufe für den Klimawandel zeigen.
Die Anpassung der nationalen Gesundheitssysteme in vielen Ländern ist im Gange.
In der Wissenschaft hat die Veröffentlichung von Original-Studien zu Gesundheit und Klimawandel zwischen 2007 bis 2019 um das Neunfache zugenommen (Indikator 5.3). Diese Entwicklungen übersetzen sich in den breiteren öffentlichen Diskurs.
Von 2018 bis 2019 nahm die Berichterstattung über Gesundheit und Klimawandel in den Medien weltweit um 96% zu.
Genau wie bei den Fortschritten in den Bereichen Sanitation und Hygiene sowie bei der Eindämmung des Tabakkonsums beginnt das zunehmende
und anhaltende Engagement der Gesundheitsberufe über die letzten fünf Jahre nun eine entscheidende Lücke in der weltweiten Antwort auf den Klimawandel zu schließen.

(...) "Die nächsten fünf Jahre: Die Notwendigkeit forcierter Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels in den nächsten fünf Jahren muss im Zusammenhang mit den weltweiten Auswirkungen und der Antwort auf die COVID-19- Pandemie gesehen werden.
Angesichts der hunderttausenden Todesopfer durch die Pandemie und den Klimawandel, der potenziellen wirtschaftlichen Kosten, die in die Billionen gehen, und der weiterreichenden Auswirkungen, die noch über Jahre zu spüren sein werden,
müssen die ergriffenen Maßnahmen für beide Krisen der öffentlichen Gesundheit sorgfältig überprüft und eng miteinander verschränkt werden.
Erstens haben in einem akutmedizinischen Setting die schnelle Diagnose und umfassende Bewertung der Situation eine hohe Priorität. Danach werden geeignete Reanimations- und Behandlungsoptionen geprüft und angewendet,
wobei mögliche Nebenwirkungen, die Therapieziele und die lebenslange Gesundheit des Patienten sorgfältig in Betracht gezogen werden. Schließlich richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Sekundärprävention und die langfristige Genesung,
um die dauerhaften Auswirkungen der Krankheit zu minimieren und ihr Wiederauftreten zu verhindern.
Und auch in Gesundheitsfragen ist es wichtig, in welche Technologien heute investiert wird:
Konjunkturpakete, bei denen veraltete Energie- und Transportformen mit hohem Verbrauch an fossilen Brennstoffen dominieren,
werden unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben und unnötigerweise zu den sieben Millionen Menschen beitragen, die jedes Jahr an Luftverschmutzung sterben. Hingegen werden Investitionen in die notwendigen Voraussetzungen für Gesundheit,
wie erneuerbare Energien und saubere Luft, Infrastruktur für aktiven nicht-motorisierten Transport und körperliche Bewegung sowie eine resiliente und klimafreundliche Gesundheitsversorgung letztendlich effektiver sein."
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Mehrere deutsche Forschungseinrichtungen, darunter das Helmholtz Zentrum München und die Ludwig-Maximilians-Universität München, haben aufgrund der Ergebnisse des "Lancet Countdowns" einen sogenannten "Policy-Brief",
also eine Art Empfehlungsschreiben an die deutsche Politik verfasst. In diesem Policy-Brief wird ein nachhaltiger Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie gefordert, der sich auf 3 Schlüsselthemen fokussieren soll und das Zusammenspiel von Klimawandel,
Nachhaltigkeit und Gesundheit widerspiegelt: Nahrungsmittelsysteme, Transportsysteme und nachhaltige Städte. Folgende Empfehlungen wurden formuliert:
#_ Als Antwort auf die COVID-19-Pandemie “triple-win” Maßnahmen umsetzen, die das Klima stabilisieren, die Gesundheit schützen und eine nachhaltige Wirtschaft fördern: Klima-, Gesundheits- und ökonomische Ziele verstärken sich nicht nur gegenseitig,
sondern hängen voneinander ab. Die Synergien sollten sowohl bei weiteren COVID-19-Erholungsplänen als auch den aktualisierten Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen des Paris-Übereinkommens (Nationally Determined Contribution, NDC) der EU ausgeschöpft werden.
Diese Entscheidungen und Maßnahmen werden Gesellschaften über Jahrzehnte beeinflussen.
#_ Ernährungsempfehlungen und Maßnahmen umsetzen, die für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise werben und sie unterstützen: Ungesunde Ernährungsweisen sind ein maßgeblicher Risikofaktor für Krankheit und vorzeitigen Tod.
Die derzeitige Nahrungsmittelproduktion und die Konsumgewohnheiten schaden nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern sie sind auch für etwa ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Implementierung von Ernährungsleitlinien und Qualitätsstandards, die sich sowohl auf Gesundheit als auch auf Nachhaltigkeit konzentrieren,
verbindliche Marketing-Bestimmungen zum Schutz von Kindern und eine Verbesserung der Ernährungsbildung gehören zu den wesentlichen Maßnahmen, die zu gesunden und nachhaltigen Ernährungsweisen beitragen.
#_ Lebensräume schaffen, die aktiven, nicht-motorisierten Transport begünstigen und andere Arten von körperlicher Bewegung auf allen Ebenen fördern:
Der Verkehrssektor ist für etwa ein Viertel der Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich und ist die Hauptursache von Luftverschmutzung im urbanen Raum. Er ist auch ein Schlüsselfaktor dafür,
wie viel Menschen sich bewegen. Investitionen in verbesserte Fußgänger – und Fahrradinfrastruktur und die Förderung von aktivem Pendeln zur Arbeitsstelle und zur Schule können aktive Mobilität unterstützen und erleichtern.
Dadurch können Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung reduziert und Bewegung gesteigert werden, was auf vielfältige Weise die Gesundheit fördert.
#_ Das enorme Potenzial der Städte, den notwendigen transformativen Wandel zu Nachhaltigkeit voranzutreiben, wirksam einsetzen: Das städtische Umfeld nimmt entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner.
Lokale Maßnahmen können urbane Lebensräume so transformieren, dass sie die Gesundheit fördern, während sie gleichzeitig die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung vorantreiben.
Integrierte Bewertungen von Umwelt- und Gesundheitseffekten und die Einbeziehung von Gesundheitsexperten in die multisektoralen Entwicklungsprozesse sind für die Schaffung gesunder und nachhaltiger städtischer Räume notwendig.
Quelle:
- Lancet Countdown on Health and Climate Change 2020
- The 2020 report of The Lancet Countdown on health and climate change: responding to converging crises (Review Deutsch/ PDF); KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit
- Der Lancet Countdown 2020 zu Gesundheit und Klimawandel: Antworten auf sich überlagernde Krisen (Policy Brief/ PDF); Der Berufsverband der Präventologen
- BR24: Studie: Klimaschutz lohnt sich auch für die eigene Gesundheit; 04.12.2020
- Deutsches Ärzteblatt: Klima und Gesundheit: Klimaresilienz – Weg der Zukunft; Dtsch Arztebl 2020; 117(33-34): A-1556 / B-1332; Claudia Traidl-Hoffmann
- utopia.de: Wie die Klimakrise unsere Gesundheit bedroht; Annika Flatley (07.06.2021)
Bild: Cover "Lancet Countdown on Health and Climate Change" 2020 / pexels.com by Spiske
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